Nach dem Ende des dreitägigen Streiks der US-Hafenarbeiter erleben die Aktien von großen Containerreedereien einen dramatischen Absturz. Moeller-Maersk, einer der weltweit führenden Reedereien, verzeichnete einen Kursrückgang von 6,7 Prozent, während Hapag-Lloyd sogar einen Einbruch von 12,8 Prozent hinnehmen musste. Der Rückgang der Aktienkurse ist auf die beendete Hoffnung auf höhere Frachtraten zurückzuführen, die während des Streiks angestiegen waren. Diese Aussicht entfällt nun, da der Streik vorbei ist und der Betrieb an den Häfen wieder aufgenommen wurde.
Einigung auf neuen Tarifvertrag
Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) und dem Verband der Reeder und Hafenbetreiber, USMX, führten zu einer vorläufigen Einigung in der Lohnfrage. Laut einer gemeinsamen Erklärung beider Parteien wird der bestehende Rahmenvertrag bis zum 15. Januar verlängert. In dieser Zeit sollen alle weiteren offenen Punkte, insbesondere der Konflikt um die Automatisierung der Hafenprozesse, verhandelt werden.
Der neue Sechs-Jahres-Vertrag sieht eine jährliche Lohnerhöhung von vier Dollar pro Stunde vor, was über den gesamten Zeitraum einer Gehaltssteigerung von mehr als 60 Prozent entspricht. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft eine Erhöhung von fünf Dollar gefordert. Trotzdem zeigte sich US-Präsident Joe Biden erfreut über die Einigung und erklärte auf der Plattform X (vormals Twitter): „Tarifverhandlungen funktionieren.“
Auswirkungen des Streiks
Der Streik, an dem rund 45.000 Hafenarbeiter beteiligt waren, hatte erhebliche Auswirkungen auf den Warenfluss in den USA. Die Ostküstenhäfen, über die etwa die Hälfte des US-Containerumschlags läuft, standen für drei Tage still. Ryan Petersen, Chef des Logistikunternehmens Flexport, sagte dem Sender CNBC, dass es sieben bis zehn Tage dauere, um den Stau, der durch jeden Streiktag entstehe, zu bewältigen. Auch nach dem Ende des Streiks wird es also noch Wochen dauern, bis der Normalbetrieb in den Häfen vollständig wiederhergestellt ist.
Politischer Druck und hohe Kosten
Schon zu Beginn des Streiks stand der politische Druck auf die Konfliktparteien im Vordergrund. Präsident Biden, der als Verbündeter der organisierten Arbeitnehmerschaft gilt, forderte rasche Verhandlungen. US-Verkehrsminister Pete Buttigieg äußerte ebenfalls seine Besorgnis und drängte beide Seiten, „zurück an den Verhandlungstisch zu kommen“. Buttigieg betonte die Verantwortung der Reedereien, die in den letzten Jahren „unglaubliche Gewinne“ erzielt hätten und nun bereit sein müssten, von diesen Gewinnen abzugeben.
Die Kosten des Streiks waren enorm. Schätzungen zufolge kostete der Streik Zehntausender ILA-Mitglieder Hunderte Millionen Dollar pro Tag. Viele Unternehmen hatten sich jedoch bereits im Vorfeld auf den Streik vorbereitet und Vorräte angelegt, um zumindest für einige Wochen lieferfähig zu bleiben. Dennoch wird erwartet, dass die Störungen in den Lieferketten noch einige Zeit spürbar bleiben.
Zukünftige Herausforderungen
Trotz der vorläufigen Einigung bleibt die Frage der Hafenautomatisierung ungelöst. Dies stellt einen wesentlichen Streitpunkt in den Verhandlungen dar und könnte in Zukunft erneut zu Auseinandersetzungen führen. Die Gewerkschaften fürchten, dass Automatisierungsmaßnahmen zahlreiche Arbeitsplätze gefährden könnten. Ob eine langfristige Lösung gefunden wird, bleibt abzuwarten.
Zusammenfassend zeigt der aktuelle Streik der US-Hafenarbeiter einmal mehr, wie anfällig globale Lieferketten für Arbeitskämpfe sind. Während die Wiederaufnahme der Arbeit die Lage zunächst beruhigt hat, bleiben langfristige Herausforderungen, wie die Automatisierung, ungelöst.