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China droht mit Maßnahmen bei EU-Strafzöllen auf E-Autos

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China hat scharf auf die Ankündigung der Europäischen Union reagiert, chinesische Elektroautos (E-Autos) mit Strafzöllen zu belegen. Peking weist Vorwürfe von Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen zurück und kündigt mögliche Gegenmaßnahmen an.

EU-Kommission plant Strafzölle

Die EU-Kommission hat angekündigt, gegen den ihrer Meinung nach unfairen Wettbewerb durch den Import chinesischer E-Autos vorzugehen. Die chinesischen Hersteller sollen durch übermäßige Subventionen ihre Fahrzeuge zu Dumpingpreisen auf den europäischen Markt bringen. Als Reaktion plant die EU hohe vorläufige Strafzölle: BYD soll mit einem Zollsatz von 17,4 Prozent belegt werden, Geely mit 20 Prozent und der staatliche chinesische Volkswagen-Partnerkonzern SAIC mit 38,1 Prozent.

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Chinas Reaktion: Scharfe Kritik und Drohungen

Das chinesische Handelsministerium verurteilte die EU-Pläne und deutete an, dass Gegenmaßnahmen ergriffen würden, um die Interessen chinesischer Firmen zu schützen. „Wir werden den Prozess aufmerksam verfolgen und entschlossen alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Rechte und Interessen chinesischer Firmen zu schützen,“ hieß es in einer Mitteilung.

Auch das Außenministerium in Peking drohte bereits im Vorfeld mit nicht näher spezifizierten Gegenmaßnahmen. Außenamtssprecher Lin Jian warf der EU Protektionismus vor und warnte: „Die Zölle würden den Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und der EU, den Lieferketten und letztlich auch den Interessen Europas selbst schaden.“

Vergleich mit den USA

Der amerikanische Autoexperte Bill Russo, der in Shanghai ansässig ist, bezeichnete die Herangehensweise der EU als maßvoller im Vergleich zu den USA. „Washington hat im Grunde genommen eine riesige Mauer errichtet und den chinesischen Unternehmen gesagt, wir wollen euch nicht hier haben,“ erklärte Russo. Mitte Mai hatten die USA die Zölle auf importierte chinesische E-Autos auf 100 Prozent erhöht und damit vervierfacht. Im Vergleich dazu, könne die EU-Ankündigung zunächst als Warnung verstanden werden. Ob die Zölle tatsächlich fällig werden, hängt laut der EU-Kommission davon ab, ob eine andere Lösung mit China gefunden werden kann.

Auswirkungen auf chinesische Hersteller

Trotz der geplanten Strafzölle zeigt sich bei chinesischen Experten demonstrative Gelassenheit. Zeng Zhilin, ein Autoexperte aus Shanghai, meinte, dass die Zölle auf Anbieter wie BYD keinen großen Effekt haben dürften, da die Hersteller ihre Autos in Europa oft doppelt so teuer wie auf dem heimischen Markt verkaufen. Eine Studie des Rhodium-Instituts unterstützte diese Einschätzung: Selbst mit einem Zollsatz von 30 Prozent könnten viele chinesische E-Modelle in der EU noch hohe Gewinne erzielen.

Kritik aus Deutschland

Deutsche Autohersteller äußerten sich besorgt über die möglichen Vergeltungsmaßnahmen Chinas und sprachen sich gegen die Zölle aus. Sie sind stark vom chinesischen Automarkt abhängig. Maximilian Butek von der Deutschen Auslandshandelskammer in China warnte vor einem Handelskrieg und betonte: „Wir ermutigen alle Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht mit Zöllen zu überbieten. Das wäre ein Spiel ohne Gewinner.“ Butek ist überzeugt, dass der Wettbewerb aus China am besten durch eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa und die Entwicklung noch besserer Produkte begegnet werden kann.

Der Zollstreit zwischen der EU und China droht zu eskalieren und könnte weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Regionen haben. Während die EU-Kommission auf den Schutz des europäischen Marktes abzielt, warnt China vor den negativen Folgen für die bilateralen Beziehungen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob eine diplomatische Lösung gefunden werden kann oder ob der Konflikt weiter an Schärfe gewinnt.