Rund 50 europäische Staats- und Regierungschefs kamen in Budapest zum Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft zusammen und riefen zu einer verstärkten Verteidigungsbereitschaft in ganz Europa auf, um Einigkeit und strategische Planung zu demonstrieren. Die Botschaft war klar: Europa muss selbständiger werden und seine Verteidigung stärken, um die Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten zu verringern. Die Staats- und Regierungschefs äußerten sich vorsichtig optimistisch über die neue US-Regierung, die möglicherweise von Donald Trump angeführt wird, waren sich aber einig, dass die Sicherheitsinteressen Europas Vorrang haben müssen.
Das Gipfeltreffen in der ungarischen Hauptstadt bot den europäischen Nationen die Gelegenheit, die transatlantischen Beziehungen zu den USA neu zu bewerten. Die Staats- und Regierungschefs reflektierten über Trumps erste Präsidentschaft, als seine Politik zu Spannungen mit den europäischen Verbündeten geführt hatte. Sie hoffen nun, dass eine zweite Amtszeit die Beziehungen verbessern und gleichzeitig die kritische Unterstützung aufrechterhalten würde. Gleichzeitig ist sich Europa zunehmend der Notwendigkeit bewusst, seinen Kurs unabhängig zu bestimmen, was von mehreren prominenten Politikern zum Ausdruck gebracht wurde.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte, wie wichtig es sei, die europäischen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Der Schwerpunkt sollte auf der Sicherheit und der strategischen Autonomie Europas liegen und nicht auf der Bewertung der innenpolitischen Ergebnisse der USA. Andere Staats- und Regierungschefs schlossen sich dieser Meinung an und forderten ein stärkeres Engagement für die europäische Verteidigung.
Diese Verschiebung in Richtung europäische Autonomie wurde teilweise durch Trumps frühere Aufforderungen an die NATO-Verbündeten, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, angestoßen. Während seiner ersten Amtszeit drängte Trump die NATO-Mitgliedsstaaten, das Ziel von 2 % der Verteidigungsausgaben zu erreichen und zu übertreffen, und forderte Europa auf, seine Abhängigkeit von der militärischen Unterstützung der USA zu verringern. Jetzt glauben viele Politiker, dass Trumps Beharren auf höheren europäischen Verteidigungsausgaben ein dauerhafter Katalysator für Veränderungen war. Mehrere Länder haben bereits die 2%-Marke erreicht, eine Leistung, die von NATO-Chef Mark Rutte anerkannt wurde.
Charles Michel, der EU-Ratspräsident, betonte, wie wichtig es ist, dass Europa sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Er schlug vor, dass eine größere Selbstständigkeit in der Verteidigung zukünftigen Generationen zugute kommen würde, unabhängig davon, wer die Vereinigten Staaten führt. Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis vertrat eine ähnliche Haltung und wies darauf hin, dass Europa „aufwachen“ und seine Ressourcen strategischer einsetzen müsse, um die großen globalen Herausforderungen zu bewältigen. Für Mitsotakis und andere geht es bei Investitionen in die europäische Verteidigung ebenso sehr um Wettbewerbsfähigkeit wie um Sicherheit.
Die Auswirkungen von Trumps möglicher Präsidentschaft sind weitreichend. In seiner letzten Amtszeit verhängte Trumps Regierung Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU und erklärte ausländische Produkte – auch solche von Verbündeten – zu einer potenziellen Bedrohung für die Sicherheit der USA. Dies löste Vergeltungszölle der europäischen Länder auf amerikanische Waren aus, darunter Motorräder und Erdnussbutter. Die europäischen Staats- und Regierungschefs stellen sich nun auf mögliche wirtschaftliche Veränderungen ein, die die transatlantischen Beziehungen erneut belasten könnten.
Trumps Haltung zur NATO und seine kritische Haltung gegenüber europäischen Verbündeten hat auch zu Bedenken hinsichtlich der weiteren Unterstützung der Ukraine in ihrem Konflikt mit Russland geführt. Trump hatte zuvor angedeutet, dass er den Krieg schnell beenden könnte. Diese Aussicht beunruhigt die europäischen Verbündeten, die befürchten, dass ein übereiltes Friedensabkommen die Interessen Russlands begünstigen könnte. Die europäischen Staats- und Regierungschefs vermittelten auf dem Gipfel eine einheitliche Botschaft: Wenn Friedensverhandlungen geführt werden, sollten sie aus einer Position der Stärke heraus geführt werden, um die Sicherheit sowohl der Ukraine als auch der europäischen Gemeinschaft im weiteren Sinne zu gewährleisten.
Die aktuellen geopolitischen Herausforderungen gehen über die EU und die NATO hinaus. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy nahm an den Gesprächen teil und betonte die Notwendigkeit eines starken Bündnisses zwischen Europa und den USA. Nach Ansicht von Zelenskyy ist eine belastbare Partnerschaft nicht nur für die Sicherheit Europas, sondern auch für die Stellung Amerikas auf der Weltbühne unerlässlich.
Der Gipfel diente auch als Plattform für europäische Staats- und Regierungschefs, die Trumps Rückkehr als Chance für eine neue Zusammenarbeit sehen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, ein enger Verbündeter Trumps, äußerte sich begeistert über eine fortgesetzte strategische Partnerschaft zwischen Ungarn und den USA, ebenso wie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Beide Staatsoberhäupter sehen potenzielle Vorteile in der Stärkung der Beziehungen ihrer Länder zu Washington, obwohl die vergangenen Spannungen unter Trumps Regierung für viele ihrer europäischen Amtskollegen noch in frischer Erinnerung sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft, in politischen Turbulenzen steckt. Die Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz zerbrach diese Woche, nachdem er seinen Finanzminister entlassen hatte, so dass sich die deutsche Regierung in einer prekären Lage befindet. Die Abwesenheit von Scholz beim Budapester Gipfel hat die Unsicherheit in Berlin verdeutlicht, und die Möglichkeit einer bevorstehenden Wahl könnte eine deutliche Verschiebung in der politischen Landschaft Europas bedeuten. Der polnische Premierminister Donald Tusk wies auf die zusätzliche Komplexität hin, die diese Krise mit sich bringt und die eine koordinierte europäische Antwort noch dringlicher macht.
Während Europa mit einer möglichen Veränderung der US-Außenpolitik und wachsenden internen Herausforderungen konfrontiert ist, konzentrieren sich die Staats- und Regierungschefs weiterhin auf die Stärkung der Autonomie des Kontinents. Die Diskussionen in Budapest unterstrichen die gemeinsame Erkenntnis, dass starke transatlantische Beziehungen zwar wertvoll bleiben, Europa aber bereit sein muss, seine Interessen unabhängig zu wahren. Das Gipfeltreffen markiert einen entscheidenden Moment in Europas Streben nach einer widerstandsfähigeren und geeinten Verteidigungsstrategie.