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Hochwasser in Deutschland: Bahn, Straßen, Menschen betroffen

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Deutsche Bahn erwartet weiterhin Einschränkungen

Aufgrund der heftigen Unwetter in Süddeutschland müssen Fahrgäste auch am Montag mit erheblichen Einschränkungen im Zugverkehr rechnen. Die Deutsche Bahn hat ihre Kulanzregelung auf Montag ausgeweitet: Fahrkarten für den Zeitraum von Sonntag bis Montag können flexibel genutzt werden. Die Zugbindung für diese Fahrkarten ist aufgehoben. Betroffen sind mehrere Fernverkehrsstrecken, darunter die Verbindungen München-Nürnberg-Berlin, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt und Karlsruhe-Stuttgart-Ulm-Augsburg-München. Eine Sprecherin der Bahn konnte noch nicht beziffern, in welchem Umfang der Verkehr beeinträchtigt sein wird. Das Unternehmen rät von Reisen in den Hochwassergebieten Bayerns und Baden-Württembergs ab.

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Evakuierungen und Einsatzkräfte in Bayern

In Bayern wurden bisher rund 3000 Menschen aus Hochwassergebieten evakuiert. Laut einer Sprecherin des bayerischen Innenministeriums sind derzeit etwa 20.000 Kräfte im Einsatz, insgesamt waren es seit Beginn der Lage bereits 40.000 Einsatzkräfte. Besonders betroffen sind die Regionen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, wo nach einem Dammbruch die Autobahn A9 auf einer Länge von rund 50 Kilometern gesperrt werden musste. Betroffen ist die Strecke zwischen Allershausen und Ingolstadt, die teilweise überschwemmt ist. Es gibt zudem Stromausfälle in der Region. Das Landratsamt hat die Bewohner der Orte Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Manching aufgefordert, das Erdgeschoss ihrer Häuser zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zu begeben.

Weitere Dammbrüche und kritische Pegelstände

An der Paar droht ein weiterer Dammbruch. Betroffen sind die Gemeinden Rottmannshart, Westenhausen, Lindach, Ernsgaden, Irsching und Knodorf. Bewohner werden gebeten, sich in höher gelegene Stockwerke zu begeben und Erdgeschoss sowie Keller zu meiden. Der Donaupegel in Straubing steigt weiter und hat die höchste Meldestufe vier erreicht. Ab 15 Uhr werden dort Dammwachen eingesetzt, die Pegelstände und eventuelle Schäden am Damm beobachten.

Verkehrsbehinderungen auf Straßen und Wasserwegen

Die heftigen Regenfälle haben auch die Flusspegel entlang des Rheins stark ansteigen lassen. Auf einem Teilstück des Oberrheins bei Karlsruhe wurde die Schifffahrt eingestellt, nachdem der Pegelstand in Maximiliansau die kritische Marke von 7,50 Metern überschritten hatte. Am Sonntagnachmittag lag der Stand bei 8,20 Metern, soll jedoch in der Nacht zu Montag wieder fallen. Weiter steigende Pegelstände werden flussabwärts in Mannheim, Worms und Mainz erwartet. Am Mittel- und Niederrhein könnten ebenfalls sehr hohe Pegelstände folgen, die die Schifffahrt auf der wichtigen Wasserstraße gefährden könnten. Der Pegelstand in Koblenz wird am Dienstag auf etwa 6,10 Meter geschätzt; ab 6,50 Metern ist dort keine Schifffahrt mehr möglich.

Tragische Vorfälle und Rettungseinsätze

Im oberbayerischen Landkreis Freising wurde ein 27-jähriger Arbeiter eines Energieunternehmens bei Stromarbeiten lebensgefährlich verletzt. Ein Polizeisprecher berichtete, dass der Mann einen Stromschlag erlitt und aus einem überfluteten Bereich am Rathaus in Allershausen geborgen wurde. In Offingen wird ein 22-jähriger Feuerwehrmann nach einem Evakuierungseinsatz vermisst. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd-West bestätigte, dass der Mann mit einem Kollegen und drei Helfern der DLRG in einem Boot unterwegs war, als dieses kenterte. Vier der Helfer konnten gerettet werden, der 22-Jährige blieb jedoch vermisst. Inzwischen sind auch zwei Hubschrauber im Einsatz.

Klimaexperten und Politiker äußern sich zur Lage

Wetterexperte Bernd Fuchs sieht keine schnelle Entspannung der Hochwasserlage im Süden Deutschlands: „Jeder Tropfen ist jetzt zu viel.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mahnt zu mehr Anstrengungen für den Klimaschutz. „Die Eindämmung der CO2-Emissionen sollte oberste Priorität haben“, sagte Habeck bei einem Besuch im betroffenen Reichertshofen in Bayern. Bundeskanzler Olaf Scholz plant am Montag eine Reise ins Hochwassergebiet, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Er sprach den Rettungskräften und Helfern seinen Dank aus und äußerte seine Betroffenheit über den Tod eines Feuerwehrmanns in Pfaffenhofen: „Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Kolleginnen und Kollegen.“

Prognosen und weitere Maßnahmen

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor weiteren teils unwetterartigen Gewittern mit Starkregen in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs. Die Behörden bereiten sich auf steigende Pegelstände vor und haben zahlreiche Maßnahmen getroffen, um die Bevölkerung zu schützen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betonte: „Das Wichtigste wird jetzt sein, in den nächsten Stunden die Ablösungen gut zu organisieren.“

Die Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland zeigt die Verwundbarkeit gegenüber extremen Wetterereignissen und unterstreicht die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Tausende Einsatzkräfte arbeiten unermüdlich, um Menschenleben zu retten und die Schäden zu begrenzen. Die kommenden Tage bleiben kritisch, und die betroffenen Regionen werden weiterhin auf Solidarität und Unterstützung angewiesen sein.