Im Norden des Gazastreifens droht das Gespenst einer Hungersnot, da Israel seine Militäroperationen fortsetzt und damit die Fähigkeit des Gebiets, seine Bevölkerung zu ernähren, in Mitleidenschaft zieht. Ein am Montag veröffentlichter Bericht zeichnet ein düsteres Bild der Situation. 70% der Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen sind von katastrophalem Hunger betroffen. Die Eskalation des Konflikts droht die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Gazastreifens an den Rand des Verhungerns zu treiben und signalisiert eine dringende humanitäre Krise, die sofortige globale Aufmerksamkeit erfordert.
Die Integrated Food Security Phase Classification (IPC), eine Koalition aus mehr als einem Dutzend UN-Organisationen, Hilfsorganisationen und Regierungen, hat Alarm geschlagen. Sie berichtet, dass fast 677.000 Menschen im Gazastreifen von katastrophalem Hunger betroffen sind, einer Situation, die durch extreme Nahrungsmittelknappheit und ein kritisches Maß an akuter Unterernährung gekennzeichnet ist. Besonders schwerwiegend ist diese Krise im Norden, wo bis Mai mit einer regelrechten Hungersnot zu rechnen ist. Der Spitzendiplomat der Europäischen Union hat die drohende Hungersnot als „völlig menschengemacht“ bezeichnet und den Einsatz des Hungers als Kriegswaffe verurteilt.
Inmitten dieser düsteren Warnungen starteten die israelischen Streitkräfte am frühen Montag einen weiteren Angriff auf das bekannteste Krankenhaus im Gazastreifen und behaupteten, militante Hamas-Kämpfer hätten die Einrichtung genutzt, um sich neu zu formieren und Angriffe zu starten. Die Operation im Shifa-Krankenhaus wurde kritisiert, weil sie das Leben der Zivilbevölkerung gefährdet. Palästinensische Beamte berichteten, dass Zehntausende auf dem Gelände des Krankenhauses Zuflucht gesucht haben. Das israelische Militär behauptet, die Razzia sei notwendig gewesen, um militante Hamas-Kämpfer auszuschalten, darunter einen hochrangigen Kommandeur, der angeblich den Schutz von Hilfskonvois koordinierte.
Diese jüngste Militäraktion folgt auf die verstärkte Kontrolle Israels über den Fluss der humanitären Hilfe nach Gaza. Trotz der Zusicherungen der israelischen Regierung, dass es keine Beschränkungen für die Einreise von Hilfsgütern gibt, beklagen Hilfsorganisationen und internationale Beobachter die langsame und unzureichende Lieferung von Hilfsgütern auf dem Luft- und Seeweg. Der Ruf nach der Öffnung aller Straßen für Hilfsgüter in den nördlichen und zentralen Gazastreifen wird immer lauter, da die Verteilung der Hilfe inmitten der anhaltenden Feindseligkeiten immer schwieriger wird.
Die sich abzeichnende Tragödie im Gazastreifen, bei der ganze Stadtteile ausgelöscht wurden und die Bevölkerung am Rande einer Hungersnot steht, unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer koordinierten internationalen Reaktion. Der amtierende Direktor des Welternährungsprogramms für die palästinensischen Gebiete, Matthew Hollingworth, hat die beispiellose Geschwindigkeit hervorgehoben, mit der diese Krise eskaliert ist. Er bezeichnet den Gazastreifen als den Ort, an dem heute die größte Zahl von Menschen von einer drohenden Hungersnot betroffen ist.
Angesichts des anhaltenden Konflikts muss sich die internationale Gemeinschaft mit der unmittelbaren Notwendigkeit auseinandersetzen, menschliches Leid zu lindern, und mit der längerfristigen Herausforderung, die Ursachen solcher Krisen zu bekämpfen. Die Situation in Gaza erinnert uns eindringlich an die verheerenden Auswirkungen eines Krieges auf die Zivilbevölkerung und an die Notwendigkeit, humanitärer Hilfe und Konfliktlösung Priorität einzuräumen.
Die Krise in Gaza ist ein erschütterndes Zeugnis für die menschlichen Kosten eines Konflikts. Sie ruft zu sofortigem Handeln auf, um weitere Verluste an Menschenleben zu verhindern und einen Weg zum Frieden zu ebnen. Die Worte des EU-Außenpolitikers Josep Borrell klingen nach, der betonte, dass es in Israels Macht liegt, mehr Hilfe zu ermöglichen. Während die internationale Gemeinschaft zusieht, bleibt die Hoffnung, dass Mitgefühl und Vernunft die Oberhand gewinnen und den Weg für die dringend benötigte humanitäre Hilfe und letztlich eine Lösung des Konflikts ebnen.