Indien und Kanada vermeiden direkte Erwähnung der Kontroverse um den Tod des Sikh-Führers in UN-Ansprachen

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In der Generalversammlung der Vereinten Nationen haben die Vertreter Indiens und Kanadas am Dienstag darauf verzichtet, ihre jüngsten Meinungsverschiedenheiten über die Ermordung eines Sikh-Separatistenführers offen anzusprechen. Ihre Bemerkungen haben jedoch auf subtile Art und Weise wichtige Perspektiven in dieser Angelegenheit aufgezeigt.

Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar betonte, die Weltgemeinschaft dürfe sich die Reaktionen auf „Terrorismus, Extremismus und Gewalt“ nicht von politischen Agenden diktieren lassen. Der kanadische UN-Botschafter Robert Rae sagte dagegen: „Die Beziehungen zwischen den Staaten sollten nicht für kurzfristige politische Gewinne aufs Spiel gesetzt werden.“

Die Spannungen zwischen den Nationen verschärften sich, als der kanadische Premierminister Justin Trudeau auf eine mögliche indische Rolle bei der Ermordung des kanadischen Staatsbürgers Hardeep Singh Nijjar in Vancouver anspielte. Nijjar, der von unbekannten Angreifern ermordet wurde, war eine einflussreiche Figur in der schwindenden Bewegung für Khalistan, einer unabhängigen Sikh-Nation. Indien hatte ihn als Terroristen bezeichnet.

Als Reaktion auf Kanadas Anschuldigungen bezeichnete das indische Außenministerium die Behauptungen als „unbegründet“ und beschuldigte Kanada, „Extremisten und Terroristen“ zu beherbergen. Sie deuteten auch an, dass Trudeau an die Sikh-Diaspora appellieren könnte, um lokale politische Vorteile zu erzielen.

Indien kritisiert Kanada seit langem, weil es angeblich separatistische Gefühle der Sikhs unterstützt. Auch wenn die aktiven Aufstände zurückgegangen sind, bleibt Indien vorsichtig, was ein Wiederaufleben angeht und fordert Länder wie Kanada auf, wachsam zu bleiben.

Die Anschuldigungen führten zu verstärkten Spannungen. Indien stoppte Visa für Kanadier, wies gegenseitig Diplomaten aus und Kanada erwog, sein Konsulatspersonal aufgrund von Sicherheitsbedenken zu verkleinern.

Beide Nationen wägen jedoch ihre Differenzen gegen größere geopolitische Überlegungen ab. Da die westlichen Nationen die Beziehungen zu Indien als Gegengewicht zu China stärken wollen, scheinen beide Seiten zu zögern, die Meinungsverschiedenheiten auf der internationalen Bühne zu eskalieren.

In ihren UN-Reden haben beide Diplomaten indirekt darauf hingewiesen. Jaishankars Betonung des „Terrorismus“ steht im Einklang mit Indiens früheren Äußerungen über Kanada und seiner konsequenten Haltung zu Pakistans angeblicher Verwicklung in Kaschmir. Umgekehrt schien Raes Betonung der „internationalen, auf Regeln basierenden Ordnung“ ein Echo auf Trudeaus frühere Aussagen zu sein, ohne ein bestimmtes Land zu nennen.

In seiner Rede ging Rae auch auf verschiedene globale Themen ein, darunter Klimawandel, Einwanderung, Gleichstellung der Geschlechter und globale Konflikte. Er betonte, wie wichtig es ist, Unterschiede wirklich zu verstehen und zu akzeptieren, um den Geist der Vereinten Nationen zu verkörpern.

Jaishankar hingegen hob die wachsende globale Bedeutung Indiens hervor, das die Stimme der Entwicklungsländer und deren Herausforderungen in der aktuellen Weltordnung vertritt. Er stellte klar, dass Indien nicht nur nach Macht strebt, sondern auch danach, mehr Verantwortung auf der Weltbühne zu übernehmen.

Im komplexen Geflecht der internationalen Beziehungen unterstreicht das jüngste Zerwürfnis zwischen Indien und Kanada das empfindliche Gleichgewicht, das die Nationen zwischen innenpolitischen Erfordernissen und globalen Bündnissen wahren müssen. Während beide Länder in dieser umstrittenen Angelegenheit navigieren, unterstreicht ihr Vorgehen in der UNO ein gemeinsames Verständnis für die größeren Herausforderungen. Da die diplomatischen Kanäle hinter den Kulissen weiter arbeiten, bleibt die Hoffnung auf eine Lösung, bei der Zusammenarbeit vor Konflikt und gegenseitiger Respekt vor Misstrauen steht.