Der südkoreanische Geheimdienst hat berichtet, dass Nordkorea Truppen entsandt hat, um Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Dies gibt Anlass zu Besorgnis über die Verschärfung der geopolitischen Spannungen. Durch diese Entwicklung wird eine dritte Nation in den Konflikt hineingezogen und die Sicherheitsherausforderungen für den Westen werden größer.
Nach Angaben des Nationalen Nachrichtendienstes (NIS) von Südkorea bereitet sich Nordkorea auf die Entsendung von insgesamt 10.000 Soldaten vor. Jüngsten Erkenntnissen zufolge wurden zwischen dem 8. und 13. Oktober 1.500 nordkoreanische Sondereinsatzkräfte von russischen Marineschiffen in die Hafenstadt Wladiwostok gebracht. Es wird erwartet, dass diese Truppen bald zusätzliche Verstärkung erhalten werden. Berichten zufolge könnten bis zu 12.000 Soldaten in vier Brigaden eingesetzt werden.
Nordkoreanische Soldaten, die in Russland stationiert sind, absolvieren ein Anpassungstraining auf Militärstützpunkten in Wladiwostok, Ussurijsk, Chabarowsk und Blagoweschtschensk. Sie wurden mit russischen Militäruniformen, Waffen und gefälschten Ausweispapieren ausgestattet. Sobald ihre Ausbildung abgeschlossen ist, werden sie voraussichtlich in Kampfgebiete entsandt werden.
Südkoreanische Medien haben über Satellitenbilder berichtet, die verstärkte Marineaktivitäten in der Nähe eines nordkoreanischen Hafens sowie große militärische Versammlungen in russischen Regionen wie Ussuriysk und Chabarowsk zeigen. Der NIS hat zwar nicht alle Einzelheiten der Stationierung bestätigt, aber die Truppenbewegungen deuten auf eine mögliche Eskalation des Konflikts und eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland hin.
Russland hat den Einsatz nordkoreanischer Truppen offiziell dementiert und die Behauptungen als unbegründete Gerüchte abgetan. Auch die NATO und das Pentagon haben diese Berichte nicht bestätigt, obwohl sie die Situation genau beobachten. Experten gehen davon aus, dass die Beteiligung nordkoreanischer Soldaten, falls sie sich bestätigen sollte, die erste größere ausländische Militärintervention Pjöngjangs seit dem Koreakrieg wäre, was eine erhebliche Veränderung der strategischen Haltung des Landes bedeuten würde.
Die erneute Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland folgt auf eine Reihe von Vereinbarungen in den letzten zwei Jahren, die in einem im Juni unterzeichneten Militärhilfepakt gipfelten. Dieser Pakt verspricht gegenseitige Unterstützung für den Fall, dass eines der beiden Länder von außen angegriffen wird. Westliche Analysten vermuten, dass Russlands jüngstes Angebot auch den Transfer von Technologie beinhalten könnte, wie z.B. fortschrittliche Raketensysteme, Technologie für Interkontinentalraketen (ICBM) und U-Boote mit Atomantrieb. Diese militärischen Mittel würden Nordkoreas Abschreckungsfähigkeiten gegenüber den Vereinigten Staaten und Südkorea verstärken.
Die Beteiligung der nordkoreanischen Streitkräfte an Russlands Krieg wird als strategischer Schachzug von Kim Jong Un angesehen, der seine Soldaten mit moderner Kriegsführung vertraut machen und ihre Kampffähigkeiten testen will. Im Gegenzug könnte Nordkorea High-Tech-Waffen erhalten, um sein Atomprogramm zu stärken, was die Bemühungen Südkoreas und der USA, die nuklearen Bedrohungen Pjöngjangs zu neutralisieren, erschwert.
Einige Militäranalysten bezweifeln jedoch den Einfluss, den nordkoreanische Truppen auf dem Schlachtfeld haben könnten. Das nordkoreanische Militär arbeitet trotz seiner Größe von 1,2 Millionen aktiven Soldaten mit veralteter Ausrüstung und verfügt nicht über aktuelle Kampferfahrung. Die Skepsis bleibt, ob die Beteiligung Nordkoreas Russland einen entscheidenden Vorteil verschaffen wird.
In der Zwischenzeit hat der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol eine Dringlichkeitssitzung einberufen, um die Auswirkungen der von Nordkorea gemeldeten Stationierung zu besprechen. Regierungsbeamte kamen zu dem Schluss, dass die Anwesenheit nordkoreanischer Truppen in Russland eine ernsthafte Sicherheitsbedrohung für Südkorea und die internationale Gemeinschaft im weiteren Sinne darstellt.
In den letzten Jahren sind die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel eskaliert. Nordkorea hat seine Raketentests beschleunigt und nukleare Präventivdrohungen ausgesprochen. Als Reaktion darauf haben Südkorea und die USA ihre gemeinsamen Militärübungen verstärkt, was Pjöngjang als Vorbereitung einer Invasion ansieht. Die Beteiligung nordkoreanischer Truppen an Russlands Feldzug gegen die Ukraine könnte diese Spannungen weiter verschärfen.
Die von der Ukraine gesammelten Informationen weisen auch auf das Risiko hin, dass nordkoreanisches Personal in Kampfgebieten eingesetzt wird. Ukrainische Medien hatten zuvor berichtet, dass sechs nordkoreanische Personen bei einem ukrainischen Raketenangriff in Donezk Anfang des Monats getötet wurden. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy hat davor gewarnt, dass die Beteiligung einer dritten Nation den Konflikt ausweiten könnte und die Gefahr besteht, dass er sich in einen globalen Krieg verwandelt.
Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Allianz zwischen Russland und Nordkorea, die die Bemühungen des Westens um die Aufrechterhaltung der Stabilität weiterhin in Frage stellt. Im weiteren Verlauf könnte die Stationierung nordkoreanischer Truppen neue Komplexität in eine bereits unbeständige geopolitische Landschaft bringen.