Der ungarische Premierminister Viktor Orbán, ein treuer Verbündeter von Donald Trump, sagte eine seismische Veränderung der US-Außenpolitik gegenüber der Ukraine unter einer möglichen Trump-Regierung voraus. Seine Äußerungen im Vorfeld eines Gipfels der Europäischen Union in Budapest haben unter den Staats- und Regierungschefs der EU eine Debatte über die Zukunft der westlichen Unterstützung für die Ukraine im Kampf gegen Russland ausgelöst.
Orbáns Warnung: Eine Verschiebung der Unterstützung durch die USA
Orbán behauptete, dass die Vereinigten Staaten unter Trump ihre Unterstützung für die Ukraine einstellen würden. In einem Gespräch mit dem ungarischen Staatsradio sagte er: „Die Situation an der Front ist offensichtlich, es gab eine militärische Niederlage. Die Amerikaner werden sich aus diesem Krieg zurückziehen.“ Orbán wies auch auf die finanziellen Grenzen Europas hin und sagte: „Europa kann diesen Krieg nicht allein finanzieren.“
Die Kommentare spiegeln Orbáns seit langem bestehende Skepsis gegenüber der Unterstützung der EU für die Ukraine wider. Er hat immer wieder Hilfspakete und Sanktionen gegen Moskau verzögert oder blockiert und die anderen EU-Staats- und Regierungschefs aufgefordert, ihre Haltung zu überdenken.
EU-Führer schlagen zurück
Trotz Orbáns Rhetorik wiesen viele führende EU-Politiker seine Vorhersagen zurück. Josep Borrell, der Spitzendiplomat der EU, betonte die Unabhängigkeit Europas bei der Entscheidungsfindung: „Wir können unsere Handlungsfähigkeit nicht auslagern. Was auch immer in den USA geschieht, wir haben unsere Interessen, wir haben unsere Werte.“
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni, die in anderen Fragen oft auf der Seite Orbáns steht, erklärte entschieden: „Solange es einen Krieg gibt, ist Italien auf der Seite der Ukraine.“
Die europäischen Staats- und Regierungschefs bekräftigten ihre Zusage, die Ukraine mit Waffen und finanzieller Hilfe zu versorgen, und betonten, dass die Stabilität in der Ukraine für die Sicherheit Europas entscheidend sei.
Zelenskyy antwortet auf Trumps Behauptungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyy sprach Trumps Behauptung an, der Krieg könne an einem Tag beendet werden. „Wenn es sehr schnell geht, ist das ein Verlust für die Ukraine“, argumentierte er und wies auf die Gefahren eines übereilten Friedensschlusses zugunsten Russlands hin. Zelenskyy betonte in seinem Plädoyer die Notwendigkeit einer anhaltenden westlichen Unterstützung, um territoriale Zugeständnisse an Moskau zu verhindern.
Widerstand der EU gegen Druck von außen
Während Orbán versucht, die Spaltung auszunutzen, hat die EU weitgehend Wege gefunden, seine Opposition zu umgehen. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, bekräftigte zum Abschluss des Gipfels das Engagement der EU für die Ukraine: „Russland ist nicht nur eine Bedrohung für Europa, sondern eine Bedrohung für die globale Sicherheit insgesamt.“ Sie betonte auch die Verflechtung der Sicherheitsinteressen zwischen Europa, dem indopazifischen Raum und den USA: „Wir sehen, dass Technologie aus China und dem Iran von Russland auf dem Schlachtfeld eingesetzt wird.“
Während sich Trumps mögliche Rückkehr ins Weiße Haus abzeichnet, bereiten sich die europäischen Staats- und Regierungschefs darauf vor, mögliche Herausforderungen in den Beziehungen zwischen den USA und der EU zu meistern. Während Orbáns Äußerungen die Ungewissheit über die westliche Hilfe für die Ukraine verdeutlichen, bleibt die EU in ihrer Unterstützung für Kiew unerschütterlich. Die kollektive Entschlossenheit der europäischen Staats- und Regierungschefs deutet darauf hin, dass der Kampf der Ukraine um ihre Souveränität weitergehen wird, mit oder ohne die Führung der USA.