In einer deutlichen Abkehr von mehr als zwei Jahrhunderten des Friedens hat Schweden seine Bürger offiziell aufgefordert, sich auf die Möglichkeit eines Krieges vorzubereiten. Die Nation, die historisch für ihre Neutralität und ihren Frieden bekannt ist, steht nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine vor neuen Sicherheitsherausforderungen. Diese drastische Ankündigung machte der schwedische Verteidigungsminister Carl-Oskar Bohlin auf der jährlichen Konferenz Folk och Försvars in Sälen und unterstrich damit einen Wandel in der Verteidigungsstrategie des Landes und der öffentlichen Bereitschaft.
Die Rede von Verteidigungsminister Carl-Oskar Bohlin auf der Konferenz Folk och Försvars in Sälen war ein entscheidender Moment für Schweden. Obwohl er klarstellte, dass die Gefahr eines Krieges nicht unmittelbar bevorsteht, betonte Bohlin die Bedeutung eines „Situationsbewusstseins“ angesichts des anhaltenden Konflikts in der Ukraine. Dieser Aufruf zur Bereitschaft kommt ein Jahr, nachdem Schweden den obligatorischen zivilen Militärdienst wieder eingeführt hat und damit ein ernsthaftes Überdenken seiner Verteidigungspolitik angesichts der wachsenden globalen Unsicherheit signalisiert.
Bohlins Rede war nicht dazu gedacht, Angst zu schüren, sondern zum Handeln und zur Bereitschaft anzuregen. Er nannte die Reaktion der Ukraine auf die russische Invasion als Vorbild und hob deren Einigkeit und totalen Widerstand hervor. Dieses Beispiel unterstreicht die Notwendigkeit, schnell und umfassend zu verstehen, was in solchen Konflikten auf dem Spiel steht.
Der Verteidigungsminister betonte die Notwendigkeit „sozialer Resilienz“, die von jedem schwedischen Bürger, einschließlich Arbeitnehmern, Geschäftsinhabern und Regierungsbeamten, Situationsbewusstsein erfordert. Zu den Vorbereitungen gehören die Organisation von Unterkünften und Notfallplänen sowie die Sicherstellung der Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser. Bohlin erklärte nachdrücklich, dass Untätigkeit keine Option ist und forderte die Nation auf: „Bewegen Sie sich!“
Bohlin schloss mit der Feststellung, dass die globale Risikolandschaft ungewöhnlich ist, die bedeutendste seit dem Zweiten Weltkrieg. Er rechtfertigte die beschleunigten Kriegsvorbereitungsmaßnahmen und Entscheidungsprozesse und betonte, dass die Verteidigung der schwedischen Ordnung, der Freiheiten und der demokratischen Ideale eine kollektive Verantwortung sei.
Ein bemerkenswerter Indikator für Schwedens veränderte Haltung ist die Wiedereinführung der 2008 abgeschafften Wehrpflicht und die gemeinsame Entscheidung mit Finnland, die NATO-Mitgliedschaft anzustreben. Diese Schritte bedeuten das Ende der langjährigen Verpflichtung Schwedens zur Neutralität.
Schweden, eine Nation, die lange für ihren Frieden und ihre Neutralität gefeiert wurde, steht an einem historischen Scheideweg. Der offizielle Aufruf der Regierung zur Kriegsvorbereitung spiegelt die tiefsitzende Sorge um die nationale Sicherheit in einer zunehmend unbeständigen Welt wider. Wie Minister Bohlin betont, ist der Schutz der demokratischen Werte und Freiheiten Schwedens ein kollektives Unterfangen, das das Bewusstsein, die Widerstandsfähigkeit und die Bereitschaft aller Bürger erfordert.