Die Leichenhallen in Khartum sind überfüllt, denn der Konflikt im Sudan geht in den vierten Monat. Hilfsorganisationen berichten von Tausenden von Verstorbenen, die noch nicht auf öffentlichen Plätzen beerdigt wurden, was die Sorge über einen drohenden Choleraausbruch schürt.
Save The Children wies am Dienstag auf die katastrophale Situation hin und erklärte, dass Stromausfälle die Leichenhallen unbrauchbar gemacht haben, was zur Verwesung der Leichen geführt hat. Der Mangel an medizinischem Personal macht die Sache noch komplizierter, denn es gibt niemanden mehr, der sich um diese wachsende Notlage kümmern kann.
Diese Katastrophe folgt auf monatelange Auseinandersetzungen zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) seit Mitte April. Beide Fraktionen wetteifern um die Kontrolle über Khartoum.
Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) haben die anhaltenden Unruhen bis zum 11. Juli zu mehr als 1.105 Toten und 12.115 Verletzten geführt. Die tatsächlichen Zahlen könnten jedoch wesentlich höher sein. Beunruhigenderweise hat UNICEF festgestellt, dass unter diesen Opfern mindestens 435 Kinder sind, wobei im Durchschnitt jede Stunde ein Kind zu Schaden kommt.
Save The Children wies auf die drohende Gesundheitsgefährdung durch die Ansammlung von Leichen, die unzureichende Wasserversorgung und den Zusammenbruch der sanitären Anlagen hin. Die Cholera, die unbehandelt innerhalb weniger Stunden tödlich sein kann, gibt Anlass zur Sorge, vor allem mit dem Beginn der Regenzeit. Da viele Krankenhäuser nicht betriebsbereit sind, ist die Situation kritisch.
Lokale Mediziner teilen diese Bedenken. Abdallah Attiya, ein Vertreter der sudanesischen Ärztevereinigung, wies kürzlich auf das Potenzial für „Krankheiten und epidemiologische Katastrophen“ hin.
Die Tragödie geht über die Gesundheitsrisiken hinaus. Dr. Bashir Kamal Eldin Hamid von Save the Children beklagte, dass es nicht möglich sei, eine würdige Beerdigung durchzuführen, was die Trauer der Familien noch verstärke.
Die Situation bleibt ungewiss, denn diese Woche wurden vermehrt Kämpfe gemeldet. Die Einwohner von Omdurman haben eine Eskalation der Feindseligkeiten festgestellt, und Quellen berichten von Artilleriebeschuss und Raketenangriffen auf zivile Gebiete. Dieser Streit hat zu einer Verwüstung Khartums geführt. Seit Beginn des Konflikts wurden über 4 Millionen Menschen vertrieben.
Außerdem hat sich die Nahrungsmittelknappheit verschärft, von der über 42% der sudanesischen Bevölkerung betroffen sind. Die Wurzeln dieses Konflikts liegen in der Machtdynamik zwischen Abdel Fattah al-Burhan von der SAF und General Mohamed Hamdan Dagalo (Hemedti) von der RSF, die sich zuvor gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir zusammengeschlossen hatten. Ihr Bündnis zerbrach wegen der Integration der RSF in das nationale Militär.
In den jüngsten Erklärungen beider Fraktionen werden verschiedene Siege und Verluste genannt. Friedensinitiativen, die vor allem von den USA und Saudi-Arabien angeführt wurden, waren erfolglos. Die RSF erklärte kürzlich, dass eine Versöhnung mit der SAF nach den gescheiterten Gesprächen in Jeddah unwahrscheinlich sei.
Die sich zuspitzende Krise im Sudan ist eine deutliche Erinnerung an die fragilen politischen Landschaften, die viele Regionen weltweit prägen. Während die internationale Gemeinschaft zusieht, wird die unmittelbare Notwendigkeit einer konzertierten humanitären Intervention deutlich. Wenn keine dringenden Maßnahmen ergriffen werden, könnte sich die Tragödie in Khartum und darüber hinaus weiter ausbreiten und künftige Generationen in Mitleidenschaft ziehen. Es ist ein Test für globale Mächte und Organisationen, schnell zu handeln und sicherzustellen, dass die politischen Ambitionen nicht die grundlegenden Menschenrechte des sudanesischen Volkes in den Schatten stellen.