Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat wegen des eskalierenden Trends bei den Zöllen Alarm geschlagen und ihn als die größte Bedrohung für die Weltwirtschaft bezeichnet. Die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, wies auf die Zunahme der Handelsbeschränkungen hin. Die Zahl der Zölle hat sich im vergangenen Jahr verdreifacht und ist auf schwindelerregende 3.000 gestiegen, von denen zwei Drittel nicht gerechtfertigt sind.
Der Anstieg von Zöllen und anderen Handelsbeschränkungen wird in erster Linie von großen Wirtschaftsmächten wie den Vereinigten Staaten, China und der Europäischen Union vorangetrieben. Diese Maßnahmen, die oft als Industriepolitik bezeichnet werden, tragen zu einer Verlangsamung des Welthandels bei und verschärfen die Herausforderungen, denen sich die Volkswirtschaften weltweit gegenübersehen.
Georgieva räumte ein, dass bestimmte Probleme mit Handelsungleichgewichten und Schwachstellen in der Lieferkette angegangen werden müssen. Sie betonte jedoch, wie wichtig es sei, bei den Zöllen mit Bedacht vorzugehen, und warnte vor der wahllosen Umsetzung protektionistischer Maßnahmen.
Eine wichtige Lektion, die Georgieva hervorhob, ist die Bedeutung der Sicherheit der Lieferkette, die durch Ereignisse wie den Russland-Ukraine-Krieg besonders unterstrichen wird. Dies hat viele Länder dazu veranlasst, ihre Abhängigkeit von bestimmten Lieferanten zu überdenken und der Diversifizierung Vorrang einzuräumen, um mögliche Störungen abzufedern.
Die negativen Auswirkungen der Zollpolitik sind bereits offensichtlich, da sowohl Präsident Biden als auch der ehemalige Präsident Trump aggressive Zollstrategien verfolgen. Diese Politik hat zu langsameren Wachstumsraten als erwartet geführt, so dass der IWF seine Wachstumsprognose kurzfristig auf 3,2% korrigiert hat.
Berechnungen des IWF deuten darauf hin, dass die Folgen von Handelsbeschränkungen schwerwiegend sein könnten und die Weltwirtschaft möglicherweise bis zu 7% ihres BIP kosten könnten. Georgieva äußerte sich besorgt über die Wahrscheinlichkeit von Vergeltungsmaßnahmen, die die Handelsspannungen weiter eskalieren und die wirtschaftlichen Herausforderungen verschärfen könnten.
Trotz der kurzfristig positiven Aussichten warnte Georgieva vor enttäuschenden mittelfristigen Wachstumsaussichten. Das globale Wachstum wird voraussichtlich um die 3% schwanken und damit fast 1% unter dem Niveau vor der Pandemie liegen. Diese Verlangsamung des Wachstums könnte zu erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit führen, die sich auf Familien und Einzelpersonen weltweit auswirkt.
Darüber hinaus wies Georgieva auf die wachsende Divergenz zwischen den fortgeschrittenen Volkswirtschaften und den Schwellenländern hin, die die globalen Ungleichheiten noch verschärfen könnte. Der IWF prognostiziert, dass die ärmeren Länder weiter zurückfallen und damit die Fortschritte, die in den letzten drei Jahrzehnten bei der Befreiung von Millionen Menschen aus der Armut erzielt wurden, zunichte machen könnten.
Georgieva betonte, wie wichtig es sei, eine Integration aufrechtzuerhalten, von der alle Nationen profitieren, und warnte vor einer Politik, die die Kosten in die Höhe treiben und zu einem Inflationsdruck führen könnte. Die zunehmende Armut und der Hunger, so warnte sie, könnten weitreichende Auswirkungen auf die globale Sicherheit haben, was die Notwendigkeit konzertierter Anstrengungen zur Bewältigung dieser Herausforderungen unterstreiche.
Die Warnung des IWF vor dem eskalierenden Trend der Zölle unterstreicht die Notwendigkeit eines koordinierten Vorgehens zum Schutz der Weltwirtschaft. Die Politik muss sich zwar mit den berechtigten Sorgen über Handelsungleichgewichte und Schwachstellen in der Lieferkette auseinandersetzen, aber auch Vorsicht walten lassen, um die wirtschaftlichen Herausforderungen nicht noch zu verschärfen. Es steht viel auf dem Spiel, denn die potenziellen Folgen eines unkontrollierten Protektionismus stellen ein erhebliches Risiko für das globale Wachstum und die Stabilität dar.