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Deutschland stürzt im Wirtschafts-Ranking ab

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Deutschlands Wirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit: Eine Analyse des IMD-Rankings

Deutschland verliert zunehmend an Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Das zeigt das aktuelle „World Competitiveness Ranking“ der privaten Schweizer Hochschule IMD. Seit 2014 verschlechtert sich die Position Deutschlands kontinuierlich – von Platz sechs auf Platz 24 im Jahr 2024. Die Gründe für diesen Absturz sind vielfältig und werfen ein kritisches Licht auf die aktuelle Wirtschaftspolitik.

Die Spitzenreiter im Ranking

An der Spitze des Rankings steht Singapur, das im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze gutmachen konnte. Dahinter folgen die Schweiz, Dänemark, Irland und Hongkong. Weitere europäische Länder, die besser abschneiden als Deutschland, sind Schweden (Platz 6), die Niederlande (Platz 9), Norwegen (Platz 10), Finnland (Platz 15), Island (Platz 17), Belgien (Platz 18) und Luxemburg (Platz 23). Die Schlusslichter bilden Venezuela, Argentinien, Ghana, Nigeria und Peru.

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Bewertungsmethodik des Rankings

Die IMD-Studie berücksichtigt nicht nur das Bruttoinlandsprodukt und die Produktivität, sondern auch politische, soziale und kulturelle Faktoren. Insgesamt flossen 164 statistische Kriterien aus Erhebungen von Organisationen und Instituten sowie 92 Kriterien aus Umfragen unter Geschäftsleuten in die Bewertung ein. Ziel ist es, herauszufinden, welche Volkswirtschaften den heimischen Wohlstand am besten steigern können. Dieses Jahr wurden 67 Länder in die Bewertung einbezogen.

Deutschland verliert in allen Teildisziplinen

Deutschland verliert nicht nur im Gesamtranking an Bedeutung, sondern auch in allen vier Teildisziplinen: Wirtschaftsleistung, Regierungseffizienz, Unternehmenseffizienz und Infrastruktur.

Wirtschaftsleistung

In der Kategorie Wirtschaftsleistung rutscht Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz auf den 13. Rang ab. Diese Kategorie umfasst Faktoren wie internationalen Handel, Investitionen, Beschäftigung und Preise. Lediglich beim Handel und den Investitionen konnte die deutsche Wirtschaft zulegen.

Regierungseffizienz

Besonders dramatisch ist der Absturz in der Kategorie Regierungseffizienz. Seit dem ersten Jahr der Ampelkoalition 2022 ist Deutschland vom 21. auf den 32. Platz gesunken. Hierbei werden öffentliche Finanzen, Steuerpolitik sowie unternehmensbezogene Gesetze bewertet. Laut der IMD-Studie hat die Bundesregierung in diesen Bereichen stark nachgelassen.

Unternehmenseffizienz

Auch bei der Unternehmenseffizienz verliert Deutschland deutlich und steht nur noch auf Platz 35 – zehn Plätze niedriger als noch 2020. Diese Kategorie umfasst die Faktoren Produktivität, Effizienz, Arbeitsmarkt, Finanzen sowie Einstellungen und Werte.

Infrastruktur

Ein besonders sensibles Thema in Deutschland ist die Infrastruktur. Im Ranking fällt Deutschland von Platz 9 im Jahr 2022 auf Platz 20 ab. Die Forscher bewerteten nicht nur die grundlegende Infrastruktur, sondern auch die technologische Infrastruktur sowie die Ausstattung in Forschung, Gesundheits- und Bildungswesen.

Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik

Nicht nur die Schweizer Forscher kritisieren die deutsche Wirtschaftspolitik, auch deutsche Experten äußern sich besorgt. Eine Studie des Münchener Ifo-Instituts, veröffentlicht im Mai 2024, bewertete den Wirtschaftsstandort Deutschland ebenfalls negativ und vergab die Note 3,4. „Für die Industrienation Deutschland ist das besorgniserregend schlecht“, sagte Ifo-Experte Niklas Potrafke bei der Vorstellung. Insbesondere Bürokratie und Regulierungen wurden als hinderlich für die wirtschaftliche Entwicklung bemängelt.

Reformbedarf und Zukunftsaussichten

Die Wirtschaftsforscher rufen zu umfassenden Reformen auf, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern. Besonders im Fokus stehen der Abbau von Bürokratie, Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung. Finanzminister Christian Lindner, der oft auf Studien der IMD verweist, dürfte das schlechte Abschneiden Deutschlands ebenfalls als Handlungsaufforderung sehen.

Deutschland steht als Wirtschaftsstandort vor großen Herausforderungen. Das Abfallen im „World Competitiveness Ranking“ der IMD verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf in Bereichen wie Regierungseffizienz, Unternehmenseffizienz und Infrastruktur. Um den Abwärtstrend zu stoppen und den Wohlstand zu sichern, sind umfassende Reformen und strategische Investitionen notwendig. Nur so kann Deutschland seine Position als führende Industrienation behaupten und zukünftige wirtschaftliche Stabilität gewährleisten.