Verdi treibt die Auseinandersetzung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auf die nächste Stufe und kündigt für die nächste Woche flächendeckende Warnstreiks an. Diese Maßnahme erstreckt sich quer durch die Republik, mit dem 1. März als zentralem Streiktag, wobei Bayern als einziges Bundesland von den Streikplänen ausgespart bleibt, da der Tarifvertrag dort aktuell nicht gekündigt ist.
Stillstand bei Tarifgesprächen als Auslöser
Angesichts festgefahrener Tarifverhandlungen in vielen Bundesländern sieht sich Verdi zu einer Verschärfung der Protestaktionen gezwungen. Christine Behle, stellvertretende Vorsitzende von Verdi, macht die Dringlichkeit dieses Schrittes deutlich: „Offenbar wurde das Zeichen, das die Beschäftigten mit ihrem Streik am 2. Februar gesetzt haben, nicht hinreichend wahrgenommen.“ Die bisherigen Verhandlungsrunden hätten keine substantiellen Fortschritte erbracht, was nun den erneuten Aufruf zum Streik erforderlich mache, um die Verhandlungen voranzutreiben.
Kernforderungen der Gewerkschaft
Verdi richtet sein Augenmerk vor allem auf die Verbesserung der Arbeitskonditionen für die Beschäftigten im ÖPNV. Die Gewerkschaft setzt sich für kürzere Arbeitszeiten bei voller Lohnkompensation, verlängerte Ruhephasen zwischen den Diensten, eine Erhöhung der Urlaubstage sowie des Urlaubsgeldes ein. Diese Anpassungen zielen darauf ab, die Belastung für das vorhandene Personal zu verringern und die Berufsbilder im Nahverkehr attraktiver zu gestalten. Besonders vor dem Hintergrund eines gravierenden Personalmangels, insbesondere bei den Busfahrern, ist dies ein entscheidender Schritt. So mussten beispielsweise die Berliner Verkehrsbetriebe ihren Busbetrieb bereits seit Monaten reduzieren.
In einigen Ländern, unter anderem in Brandenburg, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen, werden auch Gehaltssteigerungen diskutiert. Verdi verlangt beispielsweise für Brandenburg eine Erhöhung der Löhne um 20 Prozent pro Monat für die Beschäftigten, mindestens jedoch um 650 Euro, bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr.
Solidarität zwischen Klimabewegung und Gewerkschaft
Die anstehenden Warnstreiks fallen mit Demonstrationen der Klimabewegung Fridays For Future gegen die Klimakrise am 1. März zusammen. Die Kooperation zwischen Verdi und der Umweltbewegung, die bereits in der gemeinsamen Kampagne „Wir fahren zusammen“ zum Ausdruck kam, wird somit fortgesetzt. Die Streikmaßnahmen und Demonstrationen könnten sich gegenseitig beeinflussen, vor allem da die Anreise zu den Klimaprotesten durch die Streiks im ÖPNV erschwert wird.
Die für die nächste Woche angekündigten Warnstreiks im ÖPNV sind Teil einer Serie von Arbeitskämpfen im Verkehrsbereich, die Deutschland seit Jahresbeginn erlebt hat. Neben den Aktionen im Nahverkehr kam es bereits zu mehrtägigen Streiks bei der Deutschen Bahn und zu mehreren Arbeitsniederlegungen im Luftverkehr. Die fortgesetzten Streikaktionen unterstreichen die Entschlossenheit der Gewerkschaft, deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten im ÖPNV durchzusetzen, und erhöhen den Druck auf die Arbeitgeber, auf die Forderungen einzugehen.