In einem aktuellen Bericht warnt die Weltbank eindringlich vor der Weltwirtschaft und prognostiziert ihr das schwächste Wachstum seit der Pandemie. Die prognostizierte Wachstumsrate für 2024 liegt bei nur 2,4 %, eine Zahl, die außerhalb von Pandemiezeiten seit der Finanzkrise von 2009-09 nicht mehr so niedrig war.
Ein wichtiger Faktor, der zu diesem schleppenden Wachstum beiträgt, ist der Anstieg der Zinssätze, der zwar zur Eindämmung der Inflation beigetragen hat, aber auch die Wirtschaftstätigkeit verlangsamt hat. Darüber hinaus üben die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten weiteren Druck auf den globalen Handel und die Investitionen aus und schaffen ein schwieriges Umfeld für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Ein Lichtblick ist die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft, die im vergangenen Jahr ein Wachstum von 2,6% erreichte. Dies hat jedoch wenig dazu beigetragen, den allgemeinen globalen Trend der wirtschaftlichen Stagnation auszugleichen. Vor allem die Entwicklungsländer stehen vor großen Herausforderungen. Sie haben mit einer hohen Verschuldung und einem begrenzten Zugang zu Nahrungsmitteln zu kämpfen – eine Situation, von der fast ein Drittel der Weltbevölkerung betroffen ist.
Auch die geopolitischen Risiken sind gestiegen, insbesondere angesichts des Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Die Unterbrechung wichtiger Schifffahrtsrouten, insbesondere im Roten Meer, hat den Inflationsdruck verschärft, sich auf die globale Lieferkette ausgewirkt und zu steigenden Preisen bei wichtigen Rohstoffen beigetragen.
Die Zentralbanken auf der ganzen Welt stehen kurz vor einem Erfolg in ihrem Kampf gegen die Lebenshaltungskostenkrise. Die Inflationsraten nähern sich in wichtigen Volkswirtschaften wie den USA, Großbritannien und der Eurozone dem Ziel von 2%. Trotz dieser Fortschritte haben die höheren Zinssätze in diesen Volkswirtschaften die Kreditaufnahme für ärmere Länder verteuert. Die Weltbank hat sich besonders besorgt darüber geäußert, dass diese Sätze für die 75 ärmsten Länder der Welt unerschwinglich sind.
Diese wirtschaftliche Ungleichheit wird durch die prognostizierten Einkommensniveaus noch deutlicher. Es wird erwartet, dass die fortgeschrittenen Volkswirtschaften bis Ende 2024 ihr Pro-Kopf-Einkommensniveau von vor dem COVID übertreffen werden. Im Gegensatz dazu erreichen die Menschen in den Schwellenländern möglicherweise nur 75 % ihres Einkommensniveaus vor der Pandemie, wobei die ärmsten Länder möglicherweise sogar nur 66 % erreichen.
Die weltweite Nahrungsmittelkrise ist nach wie vor ein großes Problem, insbesondere für die ärmsten Bevölkerungsschichten der Welt. Der starke Anstieg der Reispreise um 27%, der zum Teil auf die Exportbeschränkungen Indiens zurückzuführen ist, hat diese Sorgen noch verstärkt. Einen Hoffnungsschimmer bietet jedoch die Verfügbarkeit anderer Feldfrüchte wie Getreide, da die durchschnittlichen Lebensmittelpreise in diesem Jahr voraussichtlich um 1% sinken werden.
China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, hat seine eigenen Herausforderungen zu bewältigen. Eine Kombination aus Konsumzurückhaltung und Problemen im Immobiliensektor hat zu einem prognostizierten Wachstum von nur 4,5% geführt, das weit unter dem bescheidenen 5%-Ziel der Regierung liegt. Diese Verlangsamung, die von Faktoren wie einer alternden Bevölkerung und langfristigen Entwicklungsherausforderungen beeinflusst wird, stellt für Volkswirtschaften, die stark vom Handel mit China abhängig sind, ein erhebliches Hindernis dar.
Die Projektion der Weltbank zeichnet ein ernüchterndes Bild der globalen Wirtschaftslandschaft. Der Zeitraum bis Ende 2024 wird das langsamste halbe Jahrzehnt des Wachstums seit 30 Jahren sein. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass dieser Trend umgekehrt werden kann, wenn sich die Regierungen weltweit auf die Förderung von Investitionen des Privatsektors konzentrieren, insbesondere in Bereichen, die für die zukünftige Nachhaltigkeit entscheidend sind, wie Klimawandel und Energiewende.