Die Hopfenbranche in Deutschland steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Trotz des jüngsten Aufstiegs zum weltweit führenden Hopfenproduzenten sehen sich die Landwirte mit drastisch fallenden Preisen, sinkendem Bierkonsum und den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Viele Betriebe kämpfen ums Überleben.
Rückgang der Anbauflächen erwartet
Pascal Piroué, Vorsitzender des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes, rechnet damit, dass 2.000 bis 3.000 Hektar der derzeit rund 20.000 Hektar Anbaufläche in Deutschland aufgegeben werden müssen. Weltweit könnten es sogar 5.000 bis 10.000 Hektar sein. „Der Markt ist überversorgt, und Anpassungen sind unvermeidlich“, sagte Piroué auf der Branchenmesse BrauBeviale in Nürnberg.
Ein Hauptproblem sei die Überproduktion von Alphasäure, dem Bitterstoff im Hopfen, der seit 2014 in größeren Mengen erzeugt wird, als die Brauereien benötigen. Dies hat die Preise stark unter Druck gesetzt.
Überdurchschnittliche Ernten, aber schwierige Märkte
Die Ernte 2024 fiel mit 46.536 Tonnen in Deutschland überdurchschnittlich aus. Besonders die bayerischen Anbaugebiete Hallertau (40.300 Tonnen) und Spalt (700 Tonnen) trugen maßgeblich dazu bei. Im Vergleich dazu schrumpfte die Anbaufläche in den USA um 18,5 Prozent, und die Produktion sank auf 40.000 Tonnen. Dort hat die sinkende Nachfrage nach Craft-Bieren die Branche zusätzlich belastet.
Massive Preisverluste bedrohen Existenzen
Adolf Schapfl, Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer, beschreibt die prekäre Lage: „In den letzten zwei Jahren sind die Preise um bis zu 90 Prozent gefallen. Ein wirtschaftlicher Hopfenanbau ist unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich.“ Viele Brauereien hätten mehr Hopfen bestellt, als sie verarbeiten könnten, und nähmen ihre Lieferungen nicht rechtzeitig ab. Langfristige Verträge schützen die Bauern aktuell noch, könnten jedoch nach ihrem Auslaufen erhebliche Probleme verursachen.
Anpassungen an den Klimawandel notwendig
Der Klimawandel stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Höhere Temperaturen und weniger Regen machen den Einsatz neuer Sorten und effizienter Bewässerungssysteme erforderlich. In der Hallertau und in Spalt werden bereits Pilotprojekte getestet, bei denen überschüssiges Oberflächenwasser gespeichert und im Sommer für die Bewässerung genutzt wird. „Es handelt sich um langfristige Vorhaben, die Generationen benötigen, um ihre volle Wirkung zu entfalten“, betonte Schapfl.
Eine ungewisse Zukunft
Die kommenden Jahre könnten zu einem Strukturwandel in der Hopfenproduktion führen. „Es ist absehbar, dass nach den Ernten 2025 und 2026 viele Betriebe aufgeben werden“, so Piroué. Trotz der schwierigen Lage arbeiten die Hopfenbauern an Lösungen, um die Zukunft der Branche langfristig zu sichern. Doch ohne gezielte Anpassungen droht ein erheblicher Rückgang der Produktionskapazitäten und der Verlust zahlreicher Familienbetriebe.