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Rekordhohe Goldpreise: Der Westen gerät unter Druck

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Die Goldpreise erreichten gestern einen historischen Höchststand, als der Spotpreis für eine Unze Gold auf USD 2.531,60 stieg, was umgerechnet etwa EUR 2.275,33 entspricht. Dieser Anstieg von 1 % an nur einem Tag bedeutet, dass ein Standard-Goldbarren von 400 Unzen (12,4 kg) nun mehr als eine Million US-Dollar wert ist. Diese Marke mag auf den ersten Blick symbolisch erscheinen, doch sie offenbart tiefgreifende Verschiebungen im globalen Goldmarkt.

Historische Entwicklung: Vom Goldstandard zur Finanzkrise

Um die aktuelle Dynamik besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Anfang der 1970er Jahre, als der US-Dollar vom Goldstandard gelöst wurde, lag der Goldpreis bei etwas über USD 100 pro Unze. Gegen Ende des Jahrzehnts, während einer Phase stark ansteigender Inflation, kletterte der Preis 1980 auf über USD 820 pro Unze. In den folgenden Jahren fiel der Preis zwar wieder, blieb jedoch stabil über dem Niveau der 1970er Jahre und pendelte sich zwischen USD 300 und USD 400 ein, bis er Mitte der 2000er Jahre erneut zu steigen begann.

Goldpreis

Nach der globalen Finanzkrise 2008 änderte sich das Bild erneut. Um die Wirtschaft zu stützen, griffen Zentralbanken weltweit zu Maßnahmen wie dem sogenannten Quantitative Easing (QE), was den Goldpreis erheblich nach oben trieb. Ende 2011 überschritt der Goldpreis erstmals die Marke von USD 1.800 pro Unze, als die Eurozone mit einer Staatsschuldenkrise kämpfte und QE auf Hochtouren lief. In dieser Zeit wurde Gold als sicherer Hafen und Schutz vor Inflation gesehen, was sich in den steigenden Preisen widerspiegelte.

Die aktuelle Goldrallye: Neue Akteure im Spiel

Der jüngste Anstieg des Goldpreises lässt sich jedoch nicht allein durch Inflationserwartungen erklären. Während die Inflation stieg, folgte auch der Goldpreis, was nachvollziehbar war. Doch bemerkenswert ist, dass der Goldpreis weiterhin steigt, obwohl die Inflation inzwischen rückläufig ist und die Zentralbanken über Zinssenkungen nachdenken. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass andere Faktoren die Preisentwicklung bestimmen.

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Ein entscheidender Faktor sind die massiven Goldkäufe durch Zentralbanken weltweit. Besonders die Zentralbanken Chinas, Indiens und der Türkei haben ihre Goldreserven erheblich aufgestockt. Russland hingegen hat diesen Trend bereits vor Jahren erkannt und sein Goldportfolio konsequent ausgebaut, um sich gegen wirtschaftliche und geopolitische Risiken abzusichern.

Russland als Vorreiter: Eine strategische Goldpolitik

Russland begann seine umfangreichen Goldkäufe nach der Finanzkrise 2008. Zu Beginn dieses Jahres hielt die russische Zentralbank rund 457 Tonnen Gold, bis 2014 stieg diese Menge auf 1.040 Tonnen an. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 und den daraufhin verhängten Sanktionen intensivierte Russland seine Käufe. Bis zum ersten Quartal 2020 hatte das Land seine Goldreserven auf 2.300 Tonnen erhöht.

Die Sanktionen, die Anfang 2022 als Reaktion auf die Invasion der Ukraine verhängt wurden, hatten weitreichende Auswirkungen. Sie machten vielen Ländern klar, dass der US-Dollar als geopolitisches Druckmittel eingesetzt werden kann. Dies führte dazu, dass zahlreiche Zentralbanken begannen, ihre Reserven zu diversifizieren und verstärkt auf Gold zu setzen, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern.

Durch diese Strategie konnte Russland den Wert seiner Goldreserven erheblich steigern. Während die 2.300 Tonnen Gold im Jahr 2020 etwa USD 136 Milliarden wert waren, beläuft sich ihr heutiger Wert auf rund USD 184 Milliarden. Diese Entwicklung verdeutlicht, wie gezielt Russland seine Goldkäufe vorangetrieben hat, um sich gegen wirtschaftliche Sanktionen zu wappnen.

Wohin geht die Reise? Der Goldpreis in der Zukunft

Die entscheidende Frage ist, wie weit der Goldpreis noch steigen kann. Zentralbanken, die derzeit in großem Umfang Gold kaufen, scheinen sich von den hohen Preisen nicht abschrecken zu lassen. Ein Marktbeobachter fasst es treffend zusammen: „Diese Banken kaufen nicht, weil das Gold günstig ist, sondern weil sie es brauchen.“ Solange diese Nachfrage besteht, könnte der Preis weiter steigen.

Der anhaltende Anstieg der Goldpreise hat tiefgreifende Auswirkungen auf die globale Finanzlandschaft. Während westliche Nationen traditionell den US-Dollar als wichtigste Reservewährung betrachteten, setzen immer mehr Länder auf Gold, um ihre finanzielle Souveränität zu sichern. Diese Entwicklung stellt die westlichen Zentralbanken vor neue Herausforderungen, und es bleibt abzuwarten, wie sie darauf reagieren werden.

Fest steht jedoch, dass Gold in den kommenden Jahren eine noch zentralere Rolle in der globalen Finanzwelt spielen wird. Die aktuellen Entwicklungen könnten die Machtverhältnisse auf den internationalen Märkten nachhaltig verändern und eine neue Ära der monetären Politik einläuten.