Deutschland erlebt derzeit einen Rekordanstieg der Strompreise: Der Börsenpreis für Strom liegt bei 936 Euro pro Megawattstunde – so hoch wie nie zuvor. Der Grund dafür ist eine sogenannte Dunkelflaute, bei der kaum Wind weht und die Sonne kaum scheint, wodurch die Ökostromproduktion drastisch sinkt.
Engpässe durch politische Entscheidungen
Die angespannte Lage wird durch politische Maßnahmen zusätzlich verschärft. Im Frühjahr 2024 wurden mehr als vier Gigawatt Braun- und Steinkohlekraftwerke stillgelegt, und bereits 2022 hatte die Bundesregierung die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. „Das Angebot wird gezielt reduziert. Fehlt dann auch noch Ökostrom, wird es nicht nur knapp, sondern auch extrem teuer“, kommentierte ein Branchenexperte.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Für viele Unternehmen bedeutet die aktuelle Lage eine drastische Belastung. Einige Betriebe, wie das Elektrostahlwerk Feralpi in Riesa, haben ihre Produktion vollständig eingestellt. Tobias Wesselow, Geschäftsführer der Anke GmbH in Essen, erklärte: „Die Strompreise sind unerträglich hoch und erreichen teilweise das Zehnfache der üblichen Preise. Solche Tage sind für uns finanziell ‚blutrot‘.“
Auch volkswirtschaftlich sei die Situation kritisch. Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), warnte: „Wir brauchen dringend wetterunabhängige Kraftwerke, die zuverlässig einspringen können. Schönwetter-Produktion ist keine Option.“
Privatkunden leiden unter hohen Preisen
Nicht nur Unternehmen, sondern auch Haushalte spüren die Auswirkungen. Besonders Kunden mit flexiblen Stromtarifen sind betroffen. Der Anbieter Tibber warnte vor Preissteigerungen von bis zu 400 Prozent. Insgesamt wurden rund 60 Prozent des im Inland produzierten Stroms aus fossilen Energieträgern gewonnen, doch das reichte nicht aus: Fast ein Viertel des Stroms musste teuer importiert werden.
Experten sehen Warnzeichen für die Zukunft
Energie-Ökonom Prof. Manuel Frondel bezeichnet die aktuelle Lage als klare Warnung. „Das zeigt, was passiert, wenn wir Energiequellen abschalten, ohne adäquaten Ersatz zu schaffen“, so Frondel.
Die Dunkelflaute offenbart Schwächen in der Energiepolitik und bringt sowohl Unternehmen als auch Privatkunden an ihre Grenzen. Die steigenden Strompreise verdeutlichen, wie wichtig wetterunabhängige Energiequellen für die Stabilität der Versorgung sind. Dringende Maßnahmen sind erforderlich, um die Energieversorgung in Deutschland langfristig sicherzustellen.