In einem unerwarteten und mutigen Schritt hat die türkische Zentralbank am Donnerstag ihren Leitzins um 7,5 Prozentpunkte auf 25 % erhöht. Diese Entscheidung markiert ein erneutes Engagement zur Bekämpfung der eskalierenden Inflation und unterstreicht einen deutlichen Wandel in der Wirtschaftspolitik.
Dieser jüngste Kurs ist der höchste, der seit 2019 beobachtet wurde. Damit hat die türkische Lira ihre stärkste Position gegenüber dem US-Dollar seit Mitte Juli erreicht.
Der geldpolitische Ausschuss der Bank bekräftigte seine Haltung, die Geldpolitik „rechtzeitig und schrittweise“ zu straffen, um die stark ansteigende Inflation zu stabilisieren, die im Vormonat einen alarmierenden Höchststand von 48 % erreicht hatte.
Finanzexperten sehen in dieser Entscheidung einen endgültigen Übergang zu konventionelleren Wirtschaftsstrategien nach einer langen Periode unkonventioneller Politik während der Amtszeit von Präsident Tayyip Erdogan. Es wird erwartet, dass dieser Schritt die steigenden Inflationsraten wirksam regulieren wird.
Die Lira, die in den vorangegangenen Wochen immer wieder Rekordtiefs erreicht hatte, stieg nach der Ankündigung um mehr als 3 % gegenüber dem Dollar und stand um 08:05 Uhr bei 26,41. ET.
Entgegen der Entscheidung der Zentralbank hatte eine aktuelle Reuters-Umfrage prognostiziert, dass die Zinsen nur 20 % erreichen könnten. Einige erwarteten sogar einen vorsichtigeren Ansatz, insbesondere angesichts der bescheidenen Bewegungen der Bank in den letzten Monaten. In der gleichen Umfrage wurde angedeutet, dass eine so deutliche Zinserhöhung nicht vor Jahresende erwartet wird.
Piotr Matys, ein leitender Devisenanalyst bei In Touch Capital Markets, kommentierte den Schritt mit den Worten, dass er „eine robuste Botschaft des Engagements der Bank zur Steuerung der Inflation vermittelt“, und verwies auf die positive erste Reaktion des Marktes. Es gibt jedoch Spekulationen darüber, ob diese Entscheidung von Präsident Erdogan gebilligt wurde.
Nach seiner Wiederwahl im Mai in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld ernannte Erdogan den ehemaligen Wall Street Banker Hafize Gaye Erkan zum Leiter der Zentralbank. Dies geschah vor dem Hintergrund schwindender Devisenreserven und zunehmender Inflationssorgen. Außerdem stellte er im Juli drei neue politische Entscheidungsträger in der Bank vor: Osman Cevdet Akcay, Fatih Karahan und Hatice Karahan. Diese Änderung wurde als Zeichen dafür gewertet, dass unabhängige Ökonomen eine aggressivere Haltung gegenüber der anhaltenden Inflation einnehmen könnten, die seit mehreren Jahren kontinuierlich über dem offiziellen Ziel von 5 % liegt.
Zuvor hatte Erdogans aggressive Kampagne zur Senkung der Zinssätze ein Währungsdebakel im Jahr 2021 ausgelöst und die Inflation in jenem Jahr auf über 85 % getrieben. In den letzten zwei Jahren ist die Währung um etwa 68 % gefallen, was vor allem auf Erdogans lautstarke Missbilligung der hohen Zinsen und seinen Einfluss auf die Geschäfte der Zentralbank zurückzuführen ist.
In der sich ständig verändernden Landschaft der globalen Finanzen zeigen die jüngsten aggressiven Maßnahmen der Türkei einen dynamischen Wandel hin zur Stabilisierung ihrer Wirtschaft. Diese Zinsanpassung ist zwar unerwartet, deutet aber auf die Bereitschaft hin, konventionelle Strategien zu übernehmen, die möglicherweise eine stabilere wirtschaftliche Zukunft für die Nation sichern. Es bleibt zwar abzuwarten, wie sich die langfristigen Auswirkungen auswirken werden, aber die unmittelbare positive Aufnahme durch den Markt ist ein Hoffnungsschimmer in diesen turbulenten wirtschaftlichen Zeiten.